Im stolzen Alter von 100 Jahren hat sich der große Hippologe Paul Stecken für immer verabschiedet. In der Nacht des 15. September ist Paul Stecken mit 100 Jahren in seiner Heimatstadt Münster gestorben. Zeit seines Lebens war er ein kompromissloser Verfechter der klassischen Reitlehre weltweit. So war er einer der Impulsgeber, Xenophon zu gründen, um immer wieder für pferdegerechtes Reiten im Sinne der Richtlinien einzutreten. Sein Satz „Richtig reiten reicht!“ prägt noch immer die Philosophie und das Handeln des Vereins.
Major a. D. Paul Stecken ist am 15. September im Alter von 100 Jahren verstorben. Wir trauern um ihn als großartigen Menschen und Hippologen. Herr Stecken wusste für jedes Pferd den richtigen Weg, getreu seinem Grundsatz „Richtig reiten reicht“. Daraus erwächst nun für uns eine noch größere Aufgabe, den von ihm geprägten Satz richtig umzusetzen. Die klassische Reitlehre so weiter zu geben, so zu reiten und damit guten, fairen Sport zu fördern, wie es in seinem Sinne gewesen wäre.
Wie kaum ein anderer verkörperte der 1916 in Münster geborene Stecken die klassische Ausbildung von Pferd und Reiter. Selbst als Reiter im Reiterregiment 15 in Schloss Neuhaus bei Paderborn ausgebildet, übernahm der Major a.D. am 1. Januar 1950 die Leitung der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster. Diese entwickelte sich unter seiner Leitung zu einer Vorzeige-Reit- und Fahrausbildungsstätte: Mit Antritt seines Ruhestands Ende 1985 wurden unter seiner Leitung an der Schule gut 11.500 Lehrgangsteilnehmer ausgebildet, rund 1.900 Reitlehrer auf ihre Qualifikation hin geprüft und 108 Lehrlinge auf ihre Prüfung vorbereitet. Für den Pferdemann ist die pferdegerechte Ausbildung nach klassischen Grundsätzen stets das Maß aller Dinge und die Voraussetzung für richtiges Reiten im Sinne der H.Dv. 12. Sein Wissen zur Ausbildung von Pferd und Reiter war und ist prägend für die Reitausbildung in Deutschland und floss in die Erstellung und Überarbeitung der Richtlinien für Reiten und Fahren der Deutschen Reiterlichen Vereinigung ein.
Einer seiner erfolgreichsten Schüler im Spitzensport war sicherlich Dr. Reiner Klimke. Außerdem absolvierte der Olympia-Reiter und aktueller Bundestrainer Vielseitigkeit der Jungen Reiter und Junioren, Rüdiger Schwarz (Sassenberg), bei Stecken seine Lehre. Noch heute ist Paul Stecken als Ausbilder tätig. Derzeit prominenteste Schülerin ist die Olympia- und Weltmeisterin Ingrid Klimke (Münster) – ebenfalls Xenophon-Mitglied. Darüber hinaus war Paul Stecken als Turnierrichter in allen Klassen und Disziplinen, als Prüfer bei Richter-, Pferdewirt- und Meisterprüfungen, als Gutachter vor Gericht sowie als Organisator von Zuchtprüfungen in Westfalen tätig. Zudem war er lange Zeit Vorstandsmitglied im Deutschen Reiter- und Fahrerverband.
Erst Anfang des Jahres erschien Steckens literarisches Vermächtnis, das Büchlein „Bemerkungen und Zusammenhänge“ über die Entwicklung der Reitausbildung und des Dressursports. Hierin hat der Major a.D. seine eigenen Gedanken zu den jüngsten Entwicklungen im Reitsport aufgeschrieben. Dabei kam eine einzigartige Analyse der Entwicklung des Pferdesports – vom Militär-, Arbeits- und Reitpferd zum heutigen Sportpferd – auf der Basis einer fast 100-jährigen eigenen Beobachtungen.
Er ist Träger der Paulus-Plakette der Stadt Münster, der goldenen Ehrennadel des Pferdesportverbandes Westfalen und des Westfälischen Pferdestammbuchs sowie des Goldenen Reiterkreuzes und die Gustav-Rau-Plakette der FN. Die deutsche Berufsreitervereinigung verlieh ihm zudem die goldene Ehrennadel.
Unser tiefes Mitgefühl gilt der Familie von Paul Stecken.