Der Entwurf für die neuen „Leitlinien für Tierschutz im Pferdesport“ hat uns in vielerlei Hinsicht erfreut – so z. B. in Bezug auf die Forderung des Verzichts auf den Einsatz von Hilfs-, insbesondere Schlaufzügeln. Skeptisch stehen wir dem Passus gegenüber, dass Jungpferde erst mit 30 Monaten in Arbeit genommen werden dürfen. Das würde bedeuten, dass Pferde nicht erst mit drei Jahren, also mit 36 Monaten, angeritten werden, sondern nun mit offizieller Genehmigung schon ein halbes Jahr früher. Bedenklich! Dass dann jedoch Junghengste erst ab dreijährig zur Vorauswahl zur Körung vorgestellt werden dürfen, finden wir begrüßenswert. Allerdings nur dann, wenn die Pferde bei diesen Gelegenheiten altersgerecht vorgestellt werden! Dafür zu sorgen, liegt nicht allein bei den Ausbildern, die sich letztlich daran orientieren, was gefordert und gewollt wird. Hier sind zum einen die Verbände gefragt, altersgerechte Anforderungen und Bewertungskriterien festzulegen. Zum anderen müssen die Richter in der Lage sein, das Potenzial der Pferde auch dann zu erkennen, wenn sie nicht möglichst effektheischend präsentiert werden. Und sie müssen mutig genug sein, Ausbildern die rote Karte zu zeigen, die ihre Pferde „auf Spektakulär“ vorstellen! Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber die Praxis zeigt, dass dies in vielen Fällen immer noch Wunschdenken ist. Dabei gilt bei den modernen, von Hause aus elastischen und rittigen Sportpferden der Leitsatz der alten Meister umso mehr: Remonteausbildung ist gerade dann gut, wenn sie unspektakulär ist.
An einem Punkt stimmen wir der Kritik der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) an dem Entwurf voll und ganz zu: Es ist realitätsfremd, zu verlangen, dass Pferde künftig nur noch zu zweit den Stall wechseln und junge Pferde nur in Gruppenhaltung stehen dürfen. Gerade in Ausbildungsbetrieben, in denen die Pferde mitunter nur einige Monate verbringen, würde das den Stress für die Tiere nicht reduzieren, sondern im Gegenteil noch erhöhen. Es dauert Wochen, bis eine Herde sich zu einer Gemeinschaft zusammengefunden hat. Und wenn die Pferde sich dann gerade arrangiert und angefreundet haben, müssten sie nicht selten schon wieder getrennt werden. Selbstverständlich müssen die Pferde sich im Stall beschnuppern, sehen und hören können und sie benötigen täglichen Weidegang. Aber permanente Gruppenhaltung wäre praxisfern.