Je nach Klasse und Prüfung sehen die Richter ein Reiter-/Pferd-Paar zwischen fünf und zehn Minuten lang im Viereck. Dabei können und dürfen die Unparteiischen nur das beurteilen, was sie aktuell in der Prüfung sehen. Aber talentierte und geschickte Reiter können manche Schwäche des Pferdes oder aber eben auch manchen Ausbildungsmangel vertuschen. Darum finden wir, dass es im Sinne der Pferde fair wäre, eine Note auch fürs Abreiten einzuführen. Hier sollte dann ausschließlich das Wie der Arbeit mit dem Pferd beurteilt werden. Die Qualität der Grundgangarten dürfte hier keine Rolle spielen. Sieger der Prüfung wäre der Reiter, der sein Pferd reell und pferdegerecht auf seinen Auftritt vorbereitet und es dann auch im Viereck ansprechend präsentieren kann. 

Wie kommen wir darauf? Die Erfahrung lehrt: Geritten wird, was die Richter sehen wollen. Wenn dem so ist, wäre die Notenvergabe auf dem Abreiteplatz ein Schritt in die richtige Richtung. Denn nur wer daheim seine Hausaufgaben gemacht hat, kann das Pferd auch auf dem Turnier vom ersten Antraben auf dem Abreiteplatz bis hin zum letzten Gruß in der Prüfung pferdegerecht und gut zeigen. 

Wir begrüßen es sehr, dass unser Xenophon-Sonderehrenpreis für pferdegerechtes Abreiten auf ländlichen Turnieren so gut ankommt und inzwischen auch auf großen Turnieren wie dem Bundeschampionat mit dem BMEL-Tierschutzpreis oder bei CDI-Veranstaltungen mit dem MEGGLE Champion of Honour Nachahmer gefunden hat. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und gelobt wird etwas, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Mit einer Note fürs Abreiten würde zum einen allen gerecht, die ihre Aufgabe mit dem Pferd gewissenhaft erledigen, und zum anderen würde man verhindern, dass Stewards immer wieder in Konflikte mit renitenten Reitern geraten, wie es im Sommer beim CHIO Aachen passiert ist.

Wer schlecht abreitet, hat schlicht und ergreifend keine Chance auf eine Platzierung, egal wie gut die Prüfung läuft. Und genauso, wie man sich für die Teilnahme an bestimmten Prüfungen mit einer Mindestleistung qualifizieren muss, sollte man auch Mindestnoten fürs Abreiten einführen, um höhere Prüfungen reiten zu dürfen. Auf diese Art und Weise hätte man sozusagen eine natürliche Selektion zu Gunsten pferdefreundlicherer Reiterei.