Auf dänischen Abreiteplätzen sollen 2018 disziplinübergreifend Kontrollen der Verschnallung von Nasenriemen durchgeführt werden. Hintergrund ist eine Studie, bei der 3000 Pferde untersucht wurden und ein eindeutiger Zusammenhang zwischen zu fest verschnallten Nasenriemen und Verletzungen der Maulhöhle erkennbar war. Nun sollen Stewards mithilfe eines noch zu findenden Hilfsmittels kontrollieren, ob zwischen Nasenrücken und Nasenriemen mindestens 1,5 Zentimeter Platz sind.

Ein löblicher Vorstoß! Reitmeister Klaus Balkenhol weist jedoch auch darauf hin, dass vor allem das Gesamtbild des Reiter-Pferd-Paares entscheidend ist: „Viel wichtiger als die Verschnallung des Nasenriemens ist doch die Frage, ob ein Pferd gut geritten wird! Ein Pferd mit zu engem Nasenriemen verspannt sich am ganzen Körper. Es macht vielleicht den Anschein, als sei es leichter im Maul. Aber das ist ein Irrtum. Denn ein verspanntes Pferd kann sich nicht loslassen. Somit ist echte Leichtigkeit mit einem zugeschnürten Pferdemaul unerreichbar!“

Im übrigen sei es doch individuell unterschiedlich, welche Verschnallung ein Pferd benötigt, betont der Olympiasieger und verweist auf Alois Podhajsky, den einstigen Leiter der Spanischen Hofreitschule in Wien. Der sagt in dem Kapitel „Zäumung“ seines Standardwerkes „Die klassische Reitkunst“: „(…) Im übrigen wird der Riemen individuell verschieden fest zugeschnallt: bei Pferden, die dauernd Ober- und Unterkieferbewegen, fester und bei solchen mit ruhigem Maul bequemer.“

„Die Zunge muss ausreichend Platz für die Schluckbewegung haben!“

Klaus Balkenhol erläutert, was Podhajsky gemeint hat. Es geht hier mitnichten darum, einem Pferd das unruhige Maul zuzubinden, sondern: „Es gibt Pferde, die benötigen mehr Halt am Kopf, damit sie Paraden annehmen und so immer feiner werden in der Anlehnung. Entscheidend ist, dass die Pferde bei geschlossenem Nasenriemen ihr Maul so weit öffnen können, dass sie noch ein bis zwei Zuckerstückchen nehmen und kauen können. Die Zunge muss ausreichend Platz für die Schluckbewegung haben. Alles andere ist tierschutzrelevant!“

Ist das alles gegeben, wird ein Nasenriemen niemals zu fest sitzen, egal ob man nun die Zwei-Finger-Regel anwendet, wie sie in den Richtlinien für Reiten und Fahren ja schon seit Jahrzehnten verankert ist, oder mithilfe eines Messgerätes zu Werke geht. Denn in diesem Punkt herrscht Einigkeit unter guten Ausbildern, egal auf welchem Niveau und in welcher Disziplin des Pferdesports: „Probleme in der Anlehnung bzw. der Durchlässigkeit des Pferdes sind durch eine zu enge Verschnallung des Reithalfters nicht zu kompensieren!“ So steht es in den Richtlinien für Reiten und Fahren. Und wer im Sattel schon einmal gespürt hat, wie es sich anfühlt, wenn ein Pferd das Gebiss willig annimmt, zufrieden darauf kaut und man es buchstäblich am Zwirnsfaden führen kann – ob nun durch eine A- oder eine S-Dressur oder über einen Spring- oder Geländeparcours –, der weiß um die Wahrheit in diesem Hinweis.