Wer seinem Pferd die neueste Edel-Kollektion gönnt, muss für Schabracke, Gamaschen, Fliegenhaube und Hufglocken rund 250 Euro ausgeben. Wenn dann noch das passende Halfter samt Abschwitzdecke hinzukommen sollen, wird es noch einmal deutlich mehr. Für das Geld könnte man circa einen Monat lang jede Woche einmal qualifizierten Unterricht nehmen. Zumindest, wenn man die Preise unserer Xenophon-Trainer zugrunde legt. Dass die Prioritäten oft anders gesetzt werden, finden wir mehr als bedauerlich. Nicht, dass das falsch verstanden wird – eine saubere, gepflegte und vor allem heile Ausrüstung finden wir schon wichtig. Nur sollte man vielleicht überlegen, ob es immer das neueste Modell sein muss, wenn man das Geld auch anders investieren könnte.

Dem Pferd ist es egal, was es trägt. Hauptsache, es stört nicht. Beim Reiten geht es nicht um die Optik. Es geht darum, eine Verbindung zum Pferd aufzubauen, sich ernsthaft mit dem Pferd auseinanderzusetzen. Seine Persönlichkeit zu erfassen und zu überlegen, wo die Ursachen für bestimmte Schwierigkeiten liegen bzw. wie man am pferdegerechtesten zum Ausbildungsziel kommt. Das ist das Wichtigste. Eine hübsche Optik darf dann gerne zierendes Beiwerk sein.

Wenn das Wissen an der Bande zu Unsicherheit führt

Dass die reiterliche Eitelkeit Nebensache sein sollte, gilt übrigens nicht nur für die Ausrüstung. Viele Reiter fühlen sich unwohl, wenn sie Zuschauer haben. Kein Wunder, die Lästerer an der Bande hat wohl jeder schonmal erlebt. Aber selbst wenn man einen besonders schlechten Tag erwischt hat, an dem das Pferd nicht einmal an den Zügel gehen mag, sollte man sich von den Gaffern und Läster-Schwestern nicht ablenken lassen. Schließlich ist das eine Situation, die jeder Reiter kennt. Stattdessen wäre es gerade an einem solchen Tag wichtig, sich ins Pferd einzufühlen und voll darauf zu konzentrieren, so einfühlsam wie möglich zu versuchen, die Probleme abzustellen. Und wenn das nicht funktioniert – manchmal ist es besser, eine Stunde vorzeitig abzubrechen und ins Gelände zu gehen, statt womöglich ungerecht gegenüber dem Pferd zu werden, weil man sich ärgert, dass nichts funktioniert. Im Gelände kann man übrigens auch gut Dressur reiten. Und das häufig ganz ohne unerwünschte Zuschauer mit missgünstigen Gedanken.