Zoom-Meetings gehören zum Alltag, Homeoffice ist salonfähig geworden – Corona hat die Welt verändert. Auch viele Sportarten haben aus der Not eine Tugend gemacht und sich Mittel und Wege überlegt, wie man trotz Abstandsregeln Wettkämpfe auf die Beine stellen kann – und das funktioniert am besten digital. So auch im Pferdesport. Ganz neu ist die Idee der Online-Turniere nicht, aber Corona hat der Sache noch mal einen neuen Schub verliehen. Die Firma En Garde, einer der größten Turnierveranstalter der Welt, die unter anderem das Hamburger Derby und das Weltcup-Turnier in Leipzig ausrichtet, hat zusammen mit dem Dienstleister Equi-Score eine eigene Turnierplattform ins Leben gerufen, die großen Anklang fand. Bei allem Verständnis für den Schritt zu der Zeit, als noch keine Turnier stattfinden durften, sind wir der Ansicht, Online-Turniere dürfen nicht die Zukunft des Reitsports sein! Und zwar aus ganz verschiedenen Gründen.

Das wichtigste Gegenargument ist aus unserer Sicht die fehlende Kontrollmöglichkeit. Auch wenn die Reiter – zumindest bei den Turnieren von En Garde und Equi-League – die letzten 15 Minuten der Vorbereitung filmen mussten, ist das doch nicht zu vergleichen mit einer Aufsicht am Abreiteplatz auf dem Turnier (natürlich nur, solange diese auch ihre Aufgabe erfüllt, was ja leider auch nicht immer der Fall ist!). Und was ist mit Dopingproben? Auch die gehören – aus gutem Grund! – auf normalen Turnieren inzwischen zum Alltag. Und wer garantiert, dass die Videos nicht manipuliert werden? Hier ein bisschen Zeitlupe, die den Trab kadenzierter erscheinen lässt, dort ein bisschen Zeitraffer für mehr Fleiß? Nichts ist unmöglich.

Auch halten wir es für problematisch, dass die Teilnehmer auf unterschiedlichen Plätzen an den Start gehen. Was ist mit der Chancengleichheit, die nun einmal elementarer Bestandteil von Sport ist? Die Atmosphäre auf einem Turnier ist Teil der Herausforderung für Reiter und Pferd und gehört dazu. Sein Pferd zu einem vertrauensvollen Partner zu machen, der auch unter unbekannten Umständen mitkämpft, ist Herausforderung und Prüfstein des Horsemanship zugleich und fällt bei Online-Turnieren ganz unter den Tisch. Schon deshalb können virtuelle Veranstaltungen niemals die Wertigkeit eines „richtigen“ Turniers haben!

Im Übrigen fürchten wir, dass Online-Turniere der Tod der ländlichen Reiterei sein könnten, die doch die Wiege des Pferdesports ist. Es ist traurig genug, dass regionale Traditionsturniere zunehmend wegen fehlendem ehrenamtlichem Engagement, Sponsorenmangel etc. eingestellt werden müssen.

Man kann den Fortschritt nicht aufhalten. Aber es darf nicht so weit kommen, dass Online-Turniere irgendwann den „analogen Sport“ ablösen.