Auch beim sechsten hessischen Xenophon-Seminar führte wieder einen Tag lang der ehemalige Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter und Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule Münster in die theoretischen und praktischen Grundkenntnisse diesmal hinsichtlich des Zusammenhangs von Schwung und Tempo ein. Insgesamt 52 Teilnehmer hatten sich dazu am 31. März auf der Reitanlage der Familie Weitzel in Eddersheim eingefunden. Im theoretischen Teil erklärte Martin Plewa zunächst die Grundlagen für die korrekte Förderung von Schwung und Schubkraft. Dabei sei es ausdrücklich nicht das Ziel, dass wir unsere Pferde durch übereiltes Tempo aus dem Gleichgewicht bringen wollen, sondern ganz im Gegenteil: Die Grenze des richtigen, individuellen Tempos eines jeden Pferdes ist immer dessen Gleichgewicht. Generell kann man sagen, dass das ruhigere Tempo das bessere ist. Gelegentliches Musik-Reiten kann helfen, dieses im gleichmäßigen Rhythmus zu finden und zu sichern.

Xenophon-Hessen-Seminar-Martin-PlewaInsbesondere aber bedeutet das Reiten von Verstärkungen im Trab und Galopp nicht einfach nur schneller zu werden, wie man es häufig leider sieht. In der Vorbereitung einer Verstärkung muss der Reiter sein Pferd vor sich und an den treibenden Hilfen haben. Nur dann ist er in der Lage, sein Pferd durch halbe Paraden vermehrt zu schließen, denn „Parieren bedeutet treiben“. Der Reiter, der spürt, dass sein Pferd durch Treiben vermehrt aus der Hinterhand Schubkraft entwickelt, im Rücken schwingt und den Reiter in der Bewegung mitnimmt, dabei an die Reiterhand heranzieht und als Folge prompt auf die Reiterhilfen reagiert, der kann auch den Schwung seines Pferdes verbessern.

In der Verstärkung selbst soll der Reiter die Vorstellung haben, den Trabtritt bzw. den Galoppsprung ganz allmählich länger machen zu wollen. Dabei gilt, je größer der Trabtritt bzw. der Galoppsprung, desto ruhiger sollte die Frequenz bzw. das Tempo (vor allem Geschwindigkeit) werden. Der Reiter muss in einer Verstärkung nur noch abwarten und nicht mehr treiben müssen.

Eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Schwung kommt aber auch dem Reiter zu, denn er muss in der Lage sein, unabhängig von der Hand zu sitzen und dabei die Rückentätigkeit seines Pferdes auch bei Gewichtshilfen zuzulassen. Denn Schwung leitet sich ab von Schwingen und schwingen soll der Rücken bei möglichst weit nach vorne fußenden Hinterbeinen. Besonders in Verstärkungen darf daher nicht nach hinten gelehnt -wie leider häufig zu sehen-, sondern muss in die Bewegung gesessen werden. In der Rückführung nach einer Verstärkung erleichtert das Parieren über vorrangig einwirkende Schenkel (ggf. leicht zurückgelegt) -und weniger über Gewichtshilfen- die Hinterhandkontrolle und der Reiter vermeidet so, in Rücklage zu kommen.

Im praktischen Teil kamen wieder 5 Reiter mit ihren Pferden in den Genuss, von Plewa persönlich unterrichtet zu werden. Er gab Tipps, wie der Schwung verbessert werden kann, bspw. durch das Traben über Bodenricks zu Beginn des Trainings. Die wertvollste Übung zur Verbesserung des Schwungs sei aber das Reiten von Übergängen Trab-Galopp-Trab, da hierbei die Rückenmuskulatur im Wechsel mehrdimensional angesprochen wird. Auch gezielte Gymnastizierung in leicht hügeligem Gelände ist außerordentlich wertvoll. Für den Reiter, der hauptsächlich Dressur mit seinem Pferd reitet, empfahl Herr Plewa zur Verbesserung bzw. Verfeinerung der Hilfengebung, öfter mal im Vielseitigkeits- oder Springsattel Dressur zu reiten, um so das Sitzen in die Bewegung des Pferdes zu fördern und Rücklage im Oberkörper zu vermeiden.