Grundsätzlich begrüßen wir es sehr, dass die Internationale Reiterliche Vereinigung dem legitimierten Quälen für zehn Minuten auf internationalen Arbeitsplätzen den Riegel vorgeschoben hat, indem die 10-Minuten-Regel abgeschafft wurde. Aggressives Reiten soll unterbunden werden, ebenso wie exzessives „Training“. All das ist gut und absolut richtig. Allerdings fragen wir uns, was der betreffende Absatz im Steward Manual den Verantwortlichen am Abreiteplatz sagen soll:

„Die kontinuierliche Abfolge von sich unterscheidenden Einheiten mit variierender Kopf-Halsposition ist wesentlicher Bestandteil der Gymnastizierung.“ (FEI Steward Manual)

Heißt das, die Reiter können den Pferdekopf auf die Brust nehmen, nach rechts und links riegeln und das läuft unter dem Stichwort „Gymnastizierung“? Wenn die FEI der Ansicht ist, das sei nur durch aggressives Reiten zu erreichen, das ja sofort unterbunden wird, irrt sie! Nicht alle der mithilfe der viel zitierten Rollkur drangsalierten Pferde wehren sich gegen diese Art des Reitens, Stichwort „Learned Helplessness“. Die Pferde resignieren irgendwann – was diese Form der Reiterei keineswegs tierfreundlicher macht!

Es ist nichts dagegen zu sagen, dass Pferde auch mal mit der Nase hinter der Senkrechten gehen oder bisweilen auch mal deutlicher abgestellt werden. Aber im Fokus müssen die Harmonie zwischen Reiter und Pferd liegen, der schwingende Rücken, die vertrauensvolle Anlehnung. Um das zu erkennen, braucht es nicht nur klare Vorgaben in den Steward Manuals. Es braucht vor allem Stewards mit einem Blick für Pferde und Kenntnissen über gutes und schlechtes Reiten, egal in welcher Disziplin. Und es braucht wie immer auch Richter, die harmonisches Reiten und reell ausgebildete Pferde mit guten Noten belohnen und Trickserei konsequent ahnden.