Dieses Jahr feierte eine besondere Frau ihren 70. Geburtstag: Judith Balkenhol, die Persönlichkeit hinter den vielen Erfolgen ihres Mannes Klaus und Tochter Anabel. Es war wohl Schicksal, dass sich der Teenager Judith, damals noch Schulmädchen, und der gestandene Polizist Klaus Balkenhol begegnet sind. Judith Balkenhol war schon als Kind verrückt nach Pferden und ihre Eltern haben ihre Leidenschaft gefördert, kauften ihr zunächst den Wallach Pusztaknabe und dann einen Dreijährigen namens Querkopf („Obwohl er eigentlich ganz lieb war!“), einen Oxyd-Sohn, den Judith Balkenhol als Fohlen bei einem Züchter in der Nachbarschaft entdeckt hatte, und mit dem sie vom Fleck weg eine innige Liebe verbunden hat. Pferde waren alles für das Mädchen. Und dann kam da dieser Polizist, der bei ihnen auf dem Hof die Reitgelegenheiten nutzen wollte. Augen für den Mann hatte das Mädchen Judith damals noch nicht. Ihr ging es um die Pferde. Gemeinsam mit dem neun Jahre älteren Klaus fuhr sie zu Turnieren. Da standen die beiden dann am Abreiteplatz für den Grand Prix in der Dortmunder Westfalenhalle, schauten dem großen Harry Boldt beim Reiten zu und lernten von dem Reitmeister. Als Judith 20 war, haben sie und Klaus Balkenhol geheiratet. Gemeinsam bildeten sie Pferde wie Rabauke und Goldstern aus, ihr Mann im Sattel, sie die Kritikerin am Viereck. Sie waren zusammen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften, zunächst als der Reitmeister noch selbst im Sattel saß, später dann als er deutscher Bundestrainer und Coach der US-Reiter wurde.

„Wir Pferdeleute müssen zeigen, dass das Tier unser Partner ist.“

Heute fährt Judith Balkenhol nur noch ganz selten mit zu den Turnieren. Der Sport macht ihr keine rechte Freude mehr. Vielfach eher sogar Sorgen. Ein Grund, weshalb sie ihren Mann bei der Gründung von Xenophon unterstützt hat: „Mir war klar geworden, dass die Reiter sich mehr und mehr vom Rest der Gesellschaft entfernen und gar nicht merken, dass sie zunehmend kritisch betrachtet werden. Für mich war es wichtig, dass es Menschen gibt, die aufstehen und auf diese Entwicklung aufmerksam machen!“ Ihre große Sorge: dass das Leben mit den Pferden wie sie und ihr Mann es zusammen mit Tochter Anabel auf dem Anwesen im münsterländischen Rosendahl führen, eines Tages nicht mehr möglich ist, weil vermeintliche Tierschützer den Pferdesport verbieten. „Das Tierwohl in der Gesellschaft wird immer wichtiger. Wir Pferdeleute müssen zeigen, dass das Tier unser Partner ist. Aber häufig ist das nicht mehr so. Gerade die Spitzenreiter müssen sich bewusst sein, dass ihre Reiterei eine große Außenwirkung hat!“

„Man muss das Pferd verstehen lernen.“

Ihre eigene Freude zieht sie inzwischen aus ganz anderen Dingen: „Das Schönste ist es für mich, morgens in den Stall zu kommen und mit einem leisen Brummeln begrüßt zu werden. Oder unsere Fohlen aufwachsen zu sehen und ihre Entwicklung begleiten zu können.“ Familie Bakenhol legt Wert darauf, dass sie die Pferde so früh wie möglich in Ausbildung bekommen. Dablino, das frühere Spitzenpferd von Tochter Anabel, war bereits fünfjährig als er zu Balkenhols kam, hoch talentiert, aber schwierig. Er hatte kein Vertrauen zum Menschen. Judith Balkenhol hatte maßgeblichen Anteil daran, dass er langsam, Schritt für Schritt seine Scheu verlor. Es war ein Prozess. Aber als der De Niro-Sohn schließlich Vertrauen gefasst hatte, dauerte es nicht mehr lange und er gehörte zu den besten Dressurpferden der Welt. „Man muss das Pferd verstehen lernen“, sagt Judith Balkenhol. „Die Zeit muss man sich nehmen!“ Ein Satz, den auch ihr Mann gesagt haben könnte. „Wir sind Pferdemenschen“, so Judith Balkenhol. Die Sorte Mensch, die Pferden wie Dablino die Chance geben zu zeigen, was in ihnen steckt. Als Partner.