Im Alter von 98 Jahren ist der große Hippologe und Verfechter der klassischen Reitlehre Oberst a. D. Kurd Albrecht von Ziegner Anfang Oktober verstorben. Er war einer der Gründungsmitglieder von Xenophon. Sein Ziel: immer wieder für pferdegerechtes Reiten im Sinne der Richtlinien eintreten. Der ehemalige Bundeswehroffizier und international tätige Dressurausbilder war als Praktiker und Autor erfolgreich und setzte sich zeitlebens für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Pferd ein. Wir werden sein Andenken bewahren und pflegen.

kurd_albrecht_von_ziegner_swAm 26. März 1918 als Sohn eines Kavallerieoffiziers und einer erfolgreichen Turnierreiterin in Stettin geboren, fand Kurd Albrecht von Ziegner bereits als Jugendlicher Zugang zum Pferd. Mit 12 Jahren verbrachte er seine Ferien bei seinem Onkel, Dietrich von Choltitz, der zu dem Zeitpunkt Schwadronchef im Reiter-Regiment in Grimma war. Auch wenn der junge von Ziegner zunächst nur mäßig von den Vierbeinern war, ließ ihn der Pferdevirus dennoch nicht los.

Von da an, war es um ihn geschehen: Als Kavallerieoffizier im Krieg retteten die Pferde ihm zweimal das Leben. Später geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Dort half er im Stall aus, wo deutsche Beutepferde untergestellt waren. Die wussten mit der Reitweise der Amerikaner wenig anzufangen – ein Anblick der von Ziegner in der Seele weh tat. Als er eines Tages mal wieder mit dem Kopf schütteln musste, ob der vergeblichen Versuche, die Pferde zum Springen zu bewegen, sprach ein Amerikaner ihn an, ob er meine, es besser zu können. Ja, das meinte von Ziegner und trat auch gleich den Beweis an. Als er mit sämtlichen Pferden den Parcours fehlerfrei überwunden hatte, war er ein freier Mann mit neuem Job. Den Pferden sei Dank.

Nach Kriegsende und Gefangenschaft wurde von Ziegner als Ausbilder und staatlich geprüfter Reitlehrer tätig. Und so erhielt er bereits 1954  für seine Turniererfolge das Deutsche Reitabzeichen in Gold. 1956 trat er der neu geschaffenen Bundeswehr bei und bekleidete dabei mehrere Kommandeursstellen, bis er 1976 im Rang eines Obersts aus dem aktiven Dienst austrat. In den folgenden Jahren bildete er zahlreiche Reiter in Deutschland, und auch weltweit aus. Dabei war er maßgeblich für die Entwicklung der Dressurszene in den USA verantwortlich.

Aber auch als Autor hinterließt von Ziegner seine Spuren: So hat er zahlreiche Fachbücher vorgelegt. Außerdem wurde die bekannte Reitlehre von Wilhelm Müseler von ihm mehrfach überarbeitet. Zudem wirkte er bei der Entwicklung der auf der Heeresdienstvorschrift (HDV) 12 beruhenden Richtlinien für Reiten und Fahren, dem heutigen Standardwerk der Ausbildung von Reiter und Pferd, entscheidend mit.

Unser tiefes Mitgefühl gilt der Familie Kurd Albrecht von Ziegner.