…so lässt sich der Xenophon-Kaminabend mit unseren Regionalvertretern Bayern und Baden-Württemberg Michael Rohrmann und Brigitte Hofmann sowie ihrem Gast die internationale Richterin und Trägerin des goldenen Reitabzeichens Angelika Frömming Ende April in Baden Baden-Balg zusammenfassen.

Bereits zwei Tage zuvor hatten die Teilnehmer den Xenophon-Praxisvortrag „Biomechanik und Reitlehre in Bewegung“ mit Stefan Stammer besucht. Dabei referierte der Pferde-Osteopath über biomechanische Grundprinzipien in Bezug auf die Entwicklung der Bewegungsenergie des Pferdes. Hierbei ging es vornehmlich um Fragestellungen, wie beispielsweise wie sich das Pferd gegen die Schwerkraft stabilisieren kann bzw. was daraus für die Ausbildung folgt.

Auf den Erkenntnissen aufbauend, brachte Angelika Frömming am darauffolgenden Tag die Geschichte und Entwicklung der klassischen Ausbildung näher. Dabei zeigte die Richterin den Zuhörern und Zuhörerinnen anhand vieler Bilder, dass diese sowohl durch positive als auch negativen „Kreativitäten“ mancher Ausbilder gekennzeichnet war und ist. Immer wieder spannte sie den Bogen von der Vergangenheit zu den heutigen Entwicklungen im Reitsport. Neben den Texten von Kikkuli, in denen bereits das Intervalltraining beschrieben wurde, über Xenophon, Guérinière, Pluvinel, Baucher, Newcastle bis hin zu Stensbeck und Steinbrecht sprach die Diplom-Kauffrau auch über bekannte Ausbilder der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts: Gerade in Zeiten des Krieges war das gemeinsame Zusammenspiel von Pferd und Reiter sowie der Gehorsam der Vierbeiner noch wesentlich relevanter, als heute – entschied die harmonische Beziehung zwischen Reiter und Pferd im Ernstfall über Leben und Tod. Heute ist es in der Regel lediglich ein „Gesichtsverlust, den man hinter sich herzieht“ (Kurt Albrecht).

Angelika Frömming wies natürlich auch auf die Entwicklungsgeschichte der heute geltenden Richtlinien hin, welche auf den militärischen Reitinstruktionen von 1828, über die Reitvorschrift von 1912 sowie die H.Dv. in der Endfassung von 1937 basieren. Mit den Worten von Alois Podhajski merkte sie an, dass die Richtlinien durchaus ein solides Fundament für die Aus- und Weiterbildung von Ross und Reiter darstellen. Man dürfe sie nicht verurteilen, nur weil einige Reiter oder Ausbilder bei deren Umsetzung Defizite aufzeigen. So sei die Reitlehre eine Sache; die Umsetzung, bedingt durch die Unterschiedlichkeit der Reiter, Ausbilder und deren Auffassungen, eine andere. Frei nach Kurt Albrecht: „Was kann die Reitlehre dafür, wenn sie von einigen nicht korrekt umgesetzt wird.“ Dabei merkten die Zuhörer an, wie problematisch es heute ist, einen guten Ausbilder zu finden, da die Zahl der „gewachsenen“ Pferdeleute immer mehr abnehmen würden. Viel zu oft würden einige Reiter und Ausbilder das Pferd eher im Sinne des Erfolgs und weniger mit Blick auf eine pferdegerechte, den natürlichen psychischen und physischen Voraussetzungen angepasste, Weise ausbilden. Dies ginge zu Lasten einer gewissenhaften und zielführenden Ausbildung unserer Vierbeiner.

Das Fazit der Teilnehmer: Fortsetzung unbedingt erwünscht! Weitere Termine sind bereits in der Planung und werden zeitnah bekanntgegeben.