Am 25. Juli teilte das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommerns mit, dass man ein „alternatives Betreibermodell“ für das Landgestüt Redefin anstrebe. Das Land will jedoch Eigentümer bleiben. Das Gestüt solle „wirtschaftlich stabil“ aufgestellt werden, aber die „sozial verträgliche Übernahme des Personals“ ist eine Auflage für den neuen Betreiber. Auch wenn es nicht explizit in der Erklärung des Landwirtschaftsministeriums aufgeführt ist, bestätigte man dort auf Nachfrage, Redefin solle weiterhin Hengste für die Landespferdezucht anbieten und die Landesreitschule betreiben. Ferner werde Redefin auch weiterhin Ausbildungsbetrieb bleiben und auch Turniere sollten weiterhin stattfinden. Noch weiter ausgebaut werden soll der Bereich Tourismus. Es soll also offenbar im Wesentlichen alles bleiben, wie es ist, das Land will nur die Kosten loswerden.

Da stellt sich die Frage, wie soll das funktionieren? „Es ist vermessen zu glauben, dass ein solches Ensemble – mit ganz viel Anforderungen an den Denkmalschutz – sich selbst trägt. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit wird bei vielen anderen Denkmalen im Land berechtigterweise auch nicht gestellt“, sagte Landwirtschaftsminister Till Backhaus noch im Herbst 2024, als die Aufnahme Redefins ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern bekannt wurde.

Nun macht er eine 180 Grad-Wende, will all das erhalten, was er bislang als Argumente für die Finanzierung durch das Land herangeführt hat, aber die Kosten dafür nicht mehr tragen. So verständlich das angesichts klammer Kassen zu sein scheint, wie „gut“ solche Konzepte der Teilprivatisierung funktionieren, sieht man an der Deutschen Bahn.

Doch jenseits aller wirtschaftlichen Diskussionen, bleibt doch festzuhalten, dass Redefin zum einen ein Stück Landesgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns verkörpert, zum anderen ein höchst lebendiger Hort des Wissens rund ums Pferd in der Region ist mit einer Landesreitschule, die unter dem Leiter Heiko Strohbehn einen sehr guten Ruf genießt. Der Bund der Steuerzahler spricht von dem Landgestüt als „Relikt längst vergangener Zeiten“ und von Pferden als „Luxusgut“. Ein Land, das „mehrere 100 Millionen Euro als Loch im Landeshaushalt hat, sollte sich auf seine Kernaufgaben besinnen.“
Sieht man sich jedoch die Aufgabenbeschreibung des Landwirtschaftsministeriums an, stellt man fest, dass der Erhalt des Landgestüts Redefin genau zu diesen Kernaufgaben gehören dürfte: „Mecklenburg-Vorpommern (…) steht zu seiner modernen Landwirtschaft, zu ländlichen Traditionen und gesunden Lebensmitteln. Das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt sieht sich in der Verantwortung, diese Markenzeichen zu bewahren und nachhaltig weiterzuentwickeln.“ Und weiter: „Gerade in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte und einem hohen demografischen Wandel sind kreative und innovative Instrumente gefragt, um den ländlichen Raum attraktiv und lebenswert zu gestalten.“

Wer würde den Ort Redefin außerhalb Mecklenburgs kennen, gäbe es hier nicht das Landgestüt, das Pferdebegeisterte sowie Touristen aus ganz Deutschland in die Region holt? Zudem ist Redefin der größte Ausbildungsbetrieb für den Beruf des Pferdewirts in Mecklenburg-Vorpommern. Hunderte junge Pferdemenschen haben hier die Grundlagen ihres Berufs erlernt, zum Beispiel der 2021er Europameister der Springreiter und Aachen-Sieger André Thieme, der auf Geheiß seines Vaters, des langjährigen Ausbildungsleiters Michael Thieme, zuerst das Goldene Reitabzeichen in der Dressur machen musste, ehe er sich dem Springsport verschreiben durfte. Heute schmückt das Land sich mit dem Topreiter. Aber seine sportlichen Wurzeln liegen in dem Landgestüt, das es nun aus der Hand geben will.

Ein „Relikt vergangener Zeiten“? Eher ein sehr lebendiges Unternehmen mit historischem Hintergrund. Das gilt es zu erhalten! Die ehemalige Landstallmeisterin Antje Kerber hat dazu aufgerufen, entsprechende Forderungen an die zuständigen Ausschüsse im Landtag zu stellen, die den Kabinettsbeschluss möglicherweise noch verhindern könnten:

Vorsitzende des Agrarausschusses M-V

Dr. Sylva Rahm-Präger (SPD)

Markt 25

18528 Bergen

info@sylva-rahm-praeger.de

Vorsitzender des Finanzausschusses M-V

Tilo Gundlack (SPD)

Rudolf-Breitscheid-Straße 28

23968 Wismar

spd.gundlack.wismar@freenet.de

Auch gibt es inzwischen eine Petition, die sich an den Landtag Mecklenburg-Vorpommern richtet, wo man das Landgestüt per digitaler Unterschrift unterstützen kann. Hier gelangt man direkt auf die Seite der Petition.