Als man im internationalen Dressursport die Fußnoten aus den Notenbögen verbannt hat, hier es in der Begründung unter anderem, dass bei getrenntem Richten die Harmonie zwischen Reiter und Pferd, die Reinheit der Gänge, Schwung und Elastizität ja schon in je de Einzelnote einflössen. Das stimmt natürlich in gewisser Weise auch. Dennoch zeigt die Praxis, dass diese elementar wichtigen Aspekte zur Beurteilung der Ausbildung eines Pferdes, ja zum Wesen der Dressur bei alleiniger Berücksichtigung in den Einzelnoten nicht genügend Würdigung erfahren.

Glücklicherweise gibt es diese Noten auf nationalen Turnieren noch. Und wie Thies Kaspereit, der Leiter der Abteilung Wissenschaft und Ausbildung bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), sagt, setzt die FN sich ja auch dafür ein, dass die Fußnoten international wieder eingeführt werden. Das können wir nur aus vollem Herzen befürworten.

Trend zum „Abkürzen“ bei der Ausbildung

Denn eines gilt für jede Dressurprüfung, ob in Klasse E oder im internationalen Grad Prix-Viereck: Eine Vorstellung kann nur wertvoll sein, wenn die Basis der Skala der Ausbildung stimmt! Nur dann kann es ein harmonisches Zusammenspiel von Reiter und Pferd geben. Takt, Losgelassenheit und Anlehnung zu erarbeiten dauert mehrere Jahre. In den letzten Jahren hatte man den Eindruck, im großen Sport überwiegend Paare zu sehen, bei denen diesem Umstand wenig Rechnung getragen wurde. Und die anderen wurden zumindest nicht mehr wie in früheren Zeiten mit Goldmedaillen belohnt. Doch nun gibt es wieder einen Trend, der den Eindruck erweckt, die „Ausbilder“ der Pferde wollten eine Abkürzung nehmen. Aber das rächt sich! Und das muss von Seiten der Richter geahndet werden!

Zur Veranschaulichung ein Beispiel: Zum Punkt Losgelassenheit führen die Richtlinien diverse Merkmale an (zufriedener Gesichtsausdruck, geschlossen, tätiges Maul, schwingender Rücken, pendelnder Schweif usw.). Erst in den späteren, neueren Auflagen wird gezielt auch vom Fallenlassen des Halses und entspannter Unterhalsmuskulatur gesprochen. Dieses Merkmal sagt viel über die Losgelassenheit und damit auch über die Harmonie des Gesamteindrucks aus. Drückt das Pferd die Unterhalsmuskulatur heraus, drückt es auch den Rücken weg. Liegt es auf der Hand, dann lässt es sich nicht mehr fallen, sondern stützt auf der Reiterhand. Beides ist unerwünscht. Und dennoch: Allzu oft werden Schwung und Elastizität mit Spannungstritten verwechselt. Allzu oft lässt man sich von einem lebhaft abfußenden Pferd in der Piaffe blenden, berücksichtigt aber nicht, dass sein Rücken fest bleibt und die Hinterhand nicht trägt.

An dieser Stelle müssen Reiter, Ausbilder und Richter ansetzen und viel, viel deutlicher darauf hinweisen, dass das falsch ist! Maßstäbe gibt es genügend, eine korrekte Grundausbildung zu erkennen. Es muss danach trainiert, es muss danach geritten und es muss danach bewertet werden, und das möglichst strenger als bisher! Die Rückkehr der Fußnoten wäre ein Schritt in die richtige Richtung!