Ursprünglich in Aachen ins Leben gerufen, trifft man die sogenannten „Info-Stewards“ inzwischen auch auf anderen Veranstaltungen wie dem Mannheimer Maimarkt-Turnier oder dem Pfingstturnier in Wiesbaden. Was machen diese Info-Stewards und was soll das bringen?

Der Mannschaftsolympiasieger der Vielseitigkeit und Leiter der FN-Abteilung Ausbildung, Thies Kaspareit, hatte sein Zelt zusammen mit anderen Info-Stewards am Abreiteplatz des Dressurstadions beim CHIO Aachen aufgeschlagen – kein Campingzelt, sondern eines der schicken weißen Pagodenzelte, die auch den Ausstellungsbereich des CHIO Aachen schmücken. Ein Aufsteller wies darauf hin, dass hier die Info-Stewards zu finden sind. Deren offizielle Aufgabe ist es, Zuschauern Fragen zum Geschehen auf dem Abreiteplatz zu beantworten. Darauf angesprochen, wie er selbst ihre Zusammenarbeit als Info-Stewards mit den zuständigen Stewards beim CHIO Aachen beschreiben würde, sagt er, dass sie sich als Teil des Teams verstehen. Ihre Tätigkeit sieht so aus: „Wir gucken einerseits von außen, wie geritten, wie trainiert wird und was die Reiter mit ihren Pferden machen. Wir sehen aber auch, was die Stewards machen, wie sie reagieren usw. und erklären das dem Publikum.“ Die Basis dafür sei der „ganz enge Draht“ zu den Stewards. Kaspareit: „Manchmal bekommen wir Informationen über Zuschauer. Dann nehmen wir Kontakt zu den Stewards auf. Entweder wissen sie das dann schon und sind bereits dabei, aktiv zu werden. Oder sie stellen es dann fest und reagieren. Das ist ein gutes Wechselspiel“, so Kaspareit.

An allen Tagen waren die Info-Stewards vor Ort, allerdings nur am öffentlich zugänglichen Abreiteplatz. Die Reiter haben jedoch auch die Möglichkeit, ihre Pferde in der Albert-Vahle-Halle zu trainieren, wo dann zwar ein Steward zugegen ist, aber die Info-Stewards nicht. Was den Bereich angeht, den die Info-Stewards einsehen konnten, fällt Kaspareits Fazit des Turniers überwiegend positiv aus. „Natürlich gibt es immer mal einzelne Dinge, die bei so vielen Pferden und Reitern vorkommen. Aber wenn man einige Jahre zurückblickt, hat sich sehr viel positiv entwickelt. Die Reiter achten viel mehr darauf. Die wollen sich ja auch positiv präsentieren und das tun sie auch überwiegend“, findet der Ausbildungsleiter der FN. Allerdings habe es in Aachen auch Vorfälle gegeben, in denen die Stewards hätten einschreiten müssen. „Die Stewards sagten uns, dass sie am ersten Tag, hier und da mal Hinweise geben mussten. Ein Reiter wurde bereits in der Abreitehalle angesprochen, hat dann oben (auf den etwas höher gelegenen öffentlich einsehbaren Plätzen, Anm. d. Red.) weitergemacht. Dann war es noch zu intensiv und auch schon relativ lange. Der wurde dann nochmal angesprochen. Als er immer noch nicht reagierte, wurde er deutlich verwarnt und gesagt, wenn das jetzt nicht aufhört, müssen wir das jetzt hier beenden.“

Eine Hilfe für die Stewards sei der Kriterienkatalog für pferdegerechtes Abreiten. Den hat einst die FN herausgebracht. Darin ist konkret aufgeführt ist, welche Art des Reitens im grünen Bereich, also voll okay ist, was zu beobachten ist (gelb) und wo ein sofortiges Einschreiten erforderlich ist (rot). Zwar seien die Stewards in der Regel gut ausgebildet, betont Kaspareit. Aber der Kriterienkatalog sei immer dann hilfreich, wenn es „ein schwieriges Gespräch“ gibt. „Er hilft dabei, sachlich auf den Punkt zu kommen und nicht zu sagen, ,Ich finde falsch, was du machst‘, sondern ,aus den und den Gründen ist hier eine Grenze überschritten‘. Sie als Info-Stewards nutzten den physischen Kriterienkatalog, um den Zuschauern Dinge zu erklären, sagt Kaspareit. Die Stewards, die sich um die Reiter kümmern, hätten ihn aber mindestens im Kopf und argumentieren entsprechend, ist er überzeugt.

Wo der einstige Weltklassevielseitigkeitsreiter Chancen fürs Pferdewohl sieht? „Wir müssen darauf achten, dass das, was belohnt wird, auch harmonisch aussieht. Und was harmonisch aussieht, sieht Gottseidank auch jeder Zuschauer“, so Kaspareit. Er gibt zu, dass da noch Luft nach oben sei, meint aber: „Ich glaube, wir sind auf einem ganz guten Weg dahin. Am Ende muss die harmonische Gesamtleistung das sein, was Erfolg bringt. Dann halten wir auch eine gute Akzeptanz des Sports. In die Richtung müssen wir uns noch weiter entwickeln.“ Wobei über den Erfolg ja nicht die Stewards am Abreiteplatz entscheiden, sondern die Richter am Viereck.

Sympathie- und Hoffnungsträger: Justin Verboomen und Zonik Plus 

In dieser Hinsicht war der CHIO Aachen 2025 ein Meilenstein. Wann ist es zuletzt vorgekommen, dass ein No Name Isabell Werth in ihrem Wohnzimmer geschlagen hat? Und das bei einer fehlerfreien Vorstellung auf ihrem besten Pferd? Vermutlich nie. Dieses Jahr hat das der Belgier Justin Verboomen gleich zweimal geschafft. Er und sein erst neunjähriger Hannoveraner Hengst Zonik Plus sind DIE Dressurentdeckung des Jahres, haben von Turnier zu Turnier mehr Punkte bekommen und es ins belgische Team für den CHIO Aachen geschafft. Erst bescherten sie Belgien einen historischen Podiumsplatz im Nationenpreis, mussten in der Einzelwertung des Grand Prix aber noch Werth und Wendy den Vortritt lassen. Doch mit jedem Auftritt schien Zonik Plus sich mit der elektrischen Atmosphäre des Aachener Dressurstadions mehr anzufreunden und ließ sowohl im Grand Prix Special als auch in der Kür Werth und Wendy hinter sich.

Die Grand Prix Kür war eine hoch interessante Prüfung. Werths athletische, kraftvolle Stute auf der einen Seite, bei der die Trabverstärkungen ohne Übertritt, das unruhige Maul, der pinselnde Schweif, das harte Abschnauben und nicht zuletzt auch die regelmäßigen Fehler in den Fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung jedoch Rückschlüsse auf zumindest phasenweise mangelnde Losgelassenheit zulassen. Und auf der anderen Seite dieser zarte Rapphengst mit seinem gefühlvoll einwirkenden Reiter, der den Zonik-Sohn – der übrigens ohne Hufeisen geht – mit leichter Hand und minimalstem Hilfenaufwand durch die Prüfung bugsierte. Die war mit Höchstschwierigkeiten gespickt, zum Beispiel die Übergänge aus der Piaffe- und die Galopppirouette und wieder zurück. Oder die Serienwechsel auf gebogenen Linien. Alles wurde mit geradezu spielerischer Leichtigkeit präsentiert, der Reiter immer bemüht, das Pferd zur Hand hinzuarbeiten. Wobei gerade hier galt: Perfekt gibt es nicht. In den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung war der Rappe noch nicht vollkommen losgelassen. Auch bei ihm war der Schweif mitunter unruhig und das Maul stark beschäftigt. In den ganzen Paraden stand er zum Teil weit mit den Hinterbeinen herausgestreckt. Da hätte man sich die Bewegungen noch mehr durch den Körper über den schwingenden Rücken hin zur Hand fließend gewünscht. Steht zu hoffen, dass der erst neunjährige Hengst gesund bleibt und er und sein Reiter Gelegenheit bekommen, mit zunehmender Kraft, Energie und Prüfungsroutine zu zeigen, was noch alles in ihnen steckt. Wir würden es uns wünschen. Dass die Richter sich getraut haben, dieses elegante, feine Reiten und diesen mit allen Talenten ausgestatteten Hengst an die Spitze zu setzen, lässt für die Dressur hoffen.