Vor einigen Wochen schon hatten wir über unser neues Service-Angebot berichtet, den „Xenophon-Problemlöser“. Ihr habt Schwierigkeiten bei einer Lektion? Die Abstimmung mit eurem Pferd funktioniert nicht und ihr wisst keinen Rat? Dann schreibt uns! Karin Lührs, Ausbilderin bis Grand Prix, Richterin bei Klasse S, hilft euch gerne weiter. Diesmal hat sich Tina an uns gewandt.
Liebes Xenophon-Team,
 
meine Stute Fürstenlady ist sehr temperamentvoll. Beim Reiten läuft sie mir regelrecht „unter dem Hintern“ weg. Ich gebe mir Mühe, sie nicht zu eng zu machen, aber ich habe das Gefühl, würde ich sie nicht ständig parieren, würde sie sich vollends meiner Kontrolle entziehen. Wir haben alles versucht: Maßsattel anpassen lassen, tierärztliche Untersuchung, regelmäßige Behandlung durch Osteopath und Physiotherapeut usw. Sie ist kerngesund. Auch an der Haltung kann es meiner Meinung nach nicht liegen. Sie steht den ganzen Tag auf der Weide und bekommt nur wenig Kraftfutter, dafür aber Heu satt. Habt ihr eine Idee, was ich machen kann?
 
Liebe Grüße, eure Tina

Antwort

Guten Tag Tina,

Du bist nicht allein mit Deinem Problem. Es kommt immer wieder vor, dass Pferde zu leicht in der Anlehnung sind und das Pferd dann auf der Flucht ist.
Ich schlage Dir folgende Lösungswege vor:
1. Um überhaupt eine angemessene Anlehnung zu erhalten, empfehle ich ganz besonders diagonale Hilfen. Die übst Du am besten über das Schenkelweichen, zunächst im Schritt. Es eignet sich besonders das Schenkelweichen an der Bande, dann muss das Pferd wirklich kreuzen und der Schummelfaktor ist nicht so groß als wenn Du Viereck verkleinern o.ä. machen würdest. Man treibt sich damit das Pferd ans Gebiss, von hinten nach vorne. Und stell Dir bei der Anlehnung immer vor: „Das Pferd sucht, der Reiter gestattet“.
2. Wenn Dein Pferd sehr aufgeregt ist, kannst Du ihm helfen, indem Du die Stärke Deiner Reiterhilfen überprüfst. Manchmal genügt eine Reduktion. Wenn Du weniger Zügelhilfe benutzt, brauchst Du auch weniger den treibenden Schenkel. Viele Reiter meinen, sie müssen immer nachtreiben. Häufig genügt ein atmender Schenkel und die sowieso schon vorhandenen Gewichtshilfe durch das auf dem Pferd sitzen.
3. Dann übe die halben Paraden erst vom sehr ruhigen Trab zum Schritt, und gestalte viele häufige Übergänge nacheinander. Dann bekommt ihr beiden die beste und schnellste Rückmeldung gegenseitig. Wenn Dein Pferd wieder rennen will, gehst Du vermehrt zu diagonalen Hilfen über, damit das Pferd wieder eine Verbindung findet.
4. Wenn Dein Pferd besser vor dem treibenden Schenkel ist, verkürzt Du beim Parieren nicht mehr nur den Hals (und machst ihn eng), sondern kannst dann das gesamte Pferd verkürzen.
Viel Erfolg, Deine Karin Lührs