56 Teilnehmer hatten sich anlässlich des 4. Hessischen Xenophon-Seminars Anfang April auf der Reitanlage Oberwald in Rodgau-Weiskirchen eingefunden. Xenophon e.V., die Gesellschaft für Erhalt und Förderung der klassischen Reitkultur, hatte unter der Regie seiner Regionalvertreterin für Hessen, Marianne Kähler, zum Seminar „Anlehnung – die feine Verbindung zum Pferdemaul“ unter Leitung des Reitmeisters Martin Plewa geladen. Einen Tag lang führte der ehemalige Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter und Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster in die theoretischen und praktischen Grundkenntnisse korrekter Anlehnung zwischen Pferdemaul und Reiterhand ein.

4. Xenophon-Seminar mit Martin PlewaIm theoretischen Teil erklärte Plewa zunächst die Grundlagen einer korrekten Anlehnung: Was bedeutet überhaupt Anlehnung, wie kann ich sie erreichen/verbessern, woran lässt sie sich erkennen und wie können Reiter sie überprüfen. Für die Teilnehmer, unter denen neben zahlreichen aktiven Reitern unterschiedlicher Leistungsniveaus, auch 18 Trainer anwesend waren, stand schnell eine Erkenntnis fest: Die meisten Anlehnungsfehler zwischen Pferdemaul und Reiterhand haben ihre Ursache im falschen Reiten. „Es reicht vollkommen aus, lediglich den Körper des Pferdes – insbesondere die Hinterhand – zu kontrollieren. Und nicht, wie leider viel zu oft praktiziert, die Kopf-Hals-Haltung in eine bestimmte Position zu bringen“, fasst Plewa zusammen. „Je besser ein Reiter die Hinterhand und auch die Schultern eines Pferdes unter Kontrolle hat, desto besser hat er das ganze Pferd unter Kontrolle. Für eine gute Anlehnung sind also nicht Zügelhilfen entscheidend, sondern ruhige Hände und die Schubkraft des Pferdes. „Schubkraft ist die Kraft, die Anlehnung schafft! Bei einem gut gerittenen Pferd sind Zügelhilfen das Ergebnis von Gewicht- und Schenkelhilfen.“

Mit rauchenden Köpfen, aber dennoch hochmotiviert ging es für die Teilnehmer nach einer Mittagspause in die praktische Umsetzung. Vier Reiterinnen und ein Reiter versuchten das vorab Gelernte unter den Augen von Martin Plewa umzusetzen. Er gab wichtige Tipps, wie die Anlehnung verbessert werden kann: Beispielsweise durch das Reiten am hingegebenen Zügel zu Beginn des Trainings, das Reiten von Tempounterschieden innerhalb der schwungvollen Gangarten oder das Reiten auf freien Linien. Zur Kontrolle der Anlehnung ließ er zwischendurch immer wieder die Zügel aus der Hand kauen. Da die Qualität der Anlehnung ein Gradmesser ist für die Qualität der Bewegungen eines Pferdes ist, konnten die Zuschauer zum Ende jeder Unterrichtseinheit erkennen, ob sich eine Verbesserung im Bewegungsablauf des Pferdes ergeben hatte.

Am Ende blickten der Reitmeister und Marianne Kähler in erschöpfte, aber dennoch zufriedene Gesichter: „Ich habe den Eindruck, dass die Teilnehmer heute von einer Menge fundierten Wissens profitieren konnten. Gleichzeitig hat Herr Plewa ganz hervorragend die Theorie in die Praxis überführt und für jeden nachvollziehbar erklärt, wie Anlehnung, insbesondere auch bei vorhandenen Anlehnungsfehlern, erreicht werden kann“, fasst Marianne Kähler zusammen. Und das Fazit der Teilnehmer? Zum Wohl unserer geliebten Pferde müssen wir in der Verbindung unserer Hände zum Pferdemaul wieder mehr zulassen und erlauben, statt aktiv einzuwirken und zu kontrollieren. ‚Stell Dein Pferd doch mal tiefer ein!‘ – diesen Satz streichen die Teilnehmer von nun an aus ihrem Vokabular.