ZU RECHT (und mitunter von Richterseite aus nicht genug) werden zu enge Hälse beklagt. Dabei geht es aber nicht nur um das Genick. Nachzulesen in Oberst Waldemar Seunigs „Von der Koppel bis zur Kapriole“ ergibt sich sehr gut nachvollziehbar, welche Mängel gemeint sind. Beklagt wird tatsächlich ein falscher Knick im Hals, bei dem die Verbindung von der Hinterhand zum Maul und umgekehrt unterbrochen ist. Das Pferd braucht bekanntlich seinen Hals, um den Rücken bei durchschwingenden Hinterbeinen aufwölben zu können. Wird der Hals zu kurz, ist das unmöglich. Leider sind viele Reiter auf dem falschen Weg, getreu dem Motto „Hauptsache der Kopf ist unten“.

Bei falscher Arbeit werden auch ideal angesetzte Pferdehälse kürzer, instabiler und „krauser“. Das heißt, die Pferde bieten keinen Zug zur Hand, sie verkriechen sich. Das wird fälschlich interpretier als Leichtigkeit in der Hand. Tatsächlich geht aber der Gang verloren. Die Pferde schwingen nicht mehr ein und und bewegen sich ohne Raumgriff, da die Aktivität des Hinterbeins nicht zugelassen wird. Viele Reiter versuchen das durch höheres Tempo zu kompensieren, was nicht gelingt, da sich an der Bewegungssituation nichts ändert. Seunigs Lösungsansatz: „Bringe dein Pferd wieder zum Strecken, aber so, dass es den Hals lang werden lässt.“ So bekommt der Hals wieder Stabilität und kann vom Pferd wieder als Balancierstange benutzt werden. Nötig ist dafür das, was Seunig als „federleichte, dem Maule folgende Hand“ bezeichnet, die „Gummihand“, die immer im leichtesten Kontakt mit dem Maul bleibt. „Das Vordrücken durch den Sitz wird einen anfangs nur zögernden Streckversuch zur Folge haben. Da darf ich nun noch lange nicht die Anlehnung finden lassen.

Solch ein geübter Einroller benutzt den leisesten Gebissdruck, der beim ersten Strecken entstünde …“. Er würde sich wieder verkriechen. Seunig rät, mit der Hand vorzugeben – aber am Mähnenkamm entlang, nicht zum Trensenring –, ohne das Zügelmaß zu verändern, eine leichte Verbindung herzustellen, ohne mit der Hand stark einzuwirken und mit dem Schenkel die Hinterhand zu möglichst langen Tritten zu bewegen, ohne, dass das Pferd ins Laufen kommt oder eilig wird. Durch das leichte Treiben bleibt der Schwung erhalten und die Hand hält nur Kopf und Hals gerade. Das heißt, die Hand bleibt sehr nachgiebig. Man gibt in einer leichten Verbindung nach, ohne alles wegzuwerfen. Erst, wenn sich nach ein paar Wochen das Pferd an die Hand herandehnt, darf ich diese gute Verbindung annehmen und kann behutsam weiter arbeiten.

Susanne Ridderbuch, 1. Vorsitzende Xenophon e.v.