von Martin Plewa 

Ich habe mich sehr gefreut, dass die Leichtigkeit der Vorstellungen der Trakehner Stute TSF Dalera BB durch Jessica von Bredow-Werndl entsprechend gewürdigt und mit Goldmedaillen honoriert wurden. Welch ein Gegensatz zum Beispiel zu Olympia in Sydney 2000, wo ein völlig zusammengezogenes Pferd, das nicht stehen und gelassen Schritt gehen konnte und völlig verspannt ohne Rückentätigkeit strampelte, mit Gold „belohnt“ wurde. Ich kann mich erinnern, dass dieses Pferd zum Training mit Kandare, Schlaufzügeln, Führkette auf der Nase und an der Longe aus dem Stall geführt werden musste, um auf das Trainingsviereck zu kommen“ Gottlob hat sich einiges verändert und pferdegerechtes Reiten wird zunehmend honoriert.

Dressur: Der Ausdruck darf nicht der Maßstab für eine Bewertung werden!

Für mich war das erstmals in London 2012 deutlich sichtbar, wo die Medaillen an Reiterinnen vergeben wurden, die ihre Pferde nach klassischen Grundsätzen gearbeitet und vorgestellt haben. Viele Grand-Prix-Richter haben sich zu einigen Fehlurteilen bekannt (z.B. auch zur unverdienten Silbermedaille von Martiné bei der WM2006 in Aachen). Das ist den dAmen und Herren hoch anzurechnen. Dennoch finde ich, dass immer noch zu viele in Spannung und mit sehr strammer Anlehnung vorgestellte Pferde, zum Teil erkennbare „Schenkelgänger“, zu hoch bewertet werden. Dies führe ich unter anderem auch darauf zurück, dass der Begriff „Ausdruck“ zunehmend als Qualitätsmerkmal von Bewegungen und Lektionen Eingang gefunden hat. Ausdruck ist aber nicht ein Teil der Ausbildungsskala, auch nicht für die Beschreibung einer Trab- oder Galoppverstärkung oder für einen versammelten, kadenzierten Trab. Wird auf Ausdruck richterlich Wert gelegt, werden Reiterinnen und Reiter versuchen, ihn durch gespannte Tritte  oder Sprünge zu kreieren, auf Kosten der Losgelassenheit und korrekter Kadenz (Verbindung von Schwung und Losgelassenheit).

Vielseitigkeit: Die Stunde der Julia Krajewski

Ganz besonders hat mich der Olympiasieg von Julia Krajewski gefreut. Sie ist für mich nicht erst seit Tokio die derzeit vollendetste Vielseitigkeitsreiterin der Welt. Sie hat auf vielen internationalen Turnieren ihre hohe reiterliche Kompetenz bewiesen. Stets im klassischen Sitz und beispielshaftem Stil im Gelände und Springen. Zudem ist die Warendorferin eine hervorragende Ausbilderin von Pferden. Sie hat bereits drei Pferde zur Olympiareife gebracht, neben der in Frankreich gezogenen Stute „Mandy“, wie ihr Stallname ist, auch Samourai du Thot und Chipmunk, mit dem seit 2019 Michael Jung große Erfolge erzielt. Julia ist deshalb so großartig, weil sie in allen drei Teildisziplinen so stark ist und dies bereits mit jungen Pferden in den kleineren Prüfungen exzellent demonstriert.

Somit bin ich sehr zufrieden mit den Vorstellungen der deutschen Dressur- und Vielseitigkeitsreiterinnen -und reiter. Sie haben gezeigt, wie richtig und erfolgreich es ist, die klassische Reitweise nach der „Natur des Pferdes“ zu praktizieren.