Xenophon, der Namenspatron von Xenophon e.V., hat die erste schriftliche Reitlehre der Geschichte verfasst. In „Über die Reitkunst“ geht er auch auf die Ausbildung junger Pferde ein. Wenn er von „Fohlen“ spricht, sind darunter die Remonten zu verstehen, die angeritten werden sollen. Da steht zu lesen: „(…) Wichtig ist dabei, dass bei der Übergabe an den Bereiter diesem das Fohlen zahm, folgsam und zutraulich ausgehändigt wird. Diese Eigenschaften werden meist schon zu Hause von einem verständigen Reitknecht dem Fohlen beigebracht, in dem er es einzurichten versteht, dass Alleinsein und Einsamkeit für das Fohlen gleichbedeutend mit Hunger, Durst und Gereiztwerden wird, Fressen und Trinken sowie das Entfernen von allem, das ihm wehe tut, ihm aber vom Menschen zu kommt. Wenn man dies konsequent beachtet, ergibt sich notwendigerweise, dass das Fohlen nicht bloß die Menschen liebt, sondern geradezu nach ihnen verlangt. (…) Man muss dem Reitknecht auch auftragen, das Fohlen durch dichtes Volksgetümmel zu führen und es zu den unterschiedlichsten Gegenständen und lärmendem Getöse hinzubringen, damit es sich daran gewöhnt. Wenn das Fohlen sich davor fürchtet, dann darf man es nicht mit harter, sondern mit sanfter Behandlung belehren, dass es sich nicht zu fürchten braucht.“

Eher eine Vergewaltigung, als ein Heranführen

Was Xenophon im Jahr 369 v. Chr. geschrieben hat, ist auch heute noch gültig. Setzt man Körungen oder Turniere mit „dichtem Volksgetümmel“ und „lärmendem Getöse“ gleich, bedeutet das nicht, dass die jungen Pferde zuhause bleiben müssen. Aber sie brauchen eben auch Zeit und Verständnis seitens des Menschen, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Was sie erleben, ist häufig das Gegenteil. Eher eine Vergewaltigung, als ein Heranführen. Das beginnt schon mit der Körung für die Zweieinhalbjährigen, geht weiter mit den Hengstschauen für die dann Dreijährigen bis hin zum Reitpferde-Bundeschampionat, bei dem ja nun wenigstens der Fremdreitertest für die dreijährigen Pferde und Ponys abgeschafft wurde. Gerade im Hengstbusiness gilt: Es gibt nie eine zweite Chance, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Ein Dreijähriger, der in der Öffentlichkeit mit einer Situation überfordert ist, hat schnell einen Stempel: „unrittig“, „Charakterschwein“, „Leistungsverweigerer“ sind Begriffe, die da schnell fallen. Also wird alles getan, damit die Pferde „funktionieren“ – sei es mit Schlaufzügeln, Medikamenten und sonstigen Methoden. Schuld daran ist das System, in dem es unrealistisch zu sein scheint, Hengste erst vierjährig in Deckeinsatz gehen zu lassen. Aber das wäre ein Ansatz. Und wird von manchen Hengsthaltern auch schon so praktiziert. Ebenso sollte es keine Turnierprüfungen für Dreijährige mehr geben. Den Pferden zuliebe.