Ein leichter Dunstschleier lag auf den Weiden neben der Einfahrt zum Anwesen der Familie Balkenhol im westfälischen Rosendahl. Die Herbstsonne brachte das Laub der Eichen im Hof zum Leuchten. Und darunter hatten sich bereits rund 100 erwartungsfrohe Pferdefreunde versammelt, um das zehnjährige Jubiläum der Gesellschaft zum Erhalt und zur Förderung der klassischen Reiterei, Xenophon e.V., zu feiern. Was für ein Tag für einen so besonderen Anlass! Vor zehn Jahren haben Reitmeister Klaus Balkenhol, die „Stimme des Pferdesports“ Hans-Heinrich Isenbart, Ausbilderlegende Paul Stecken, Tierarzt Dr. Gerd Heuschmann und weitere namhafte Pferdefreunde beschlossen, den Verein zu gründen. Man wollte ein Zeichen setzen, eine Gegenbewegung erschaffen zu dem allgegenwärtigen Trend der Vergewaltigung der Kreatur.

Jetzt, zehn Jahre nach Xenophons Gründung, kann der Verein mit Stolz sagen, dass das gelungen ist. Wenngleich es auch nicht immer einfach war, wie die Vorstandsvorsitzende Susanne Ridderbusch, ebenso wie Gründungsvater Klaus Balkenhol zugaben. Aber das Durchhalten hat sich gelohnt. Heute gibt es wohl immer noch schwarze Schafe – nicht nur im internationalen Sport, sondern insbesondere auch im ländlichen Bereich – die ihre Pferde mit nicht artgerechten Methoden reiten. Aber es ist gelungen, den Menschen die Dringlichkeit des Themas vor Augen zu führen und zumindest einen Teil zum Umdenken zu bewegen. Harmonie zwischen Reiter und Pferd ist wieder salonfähig geworden. Unsere Goldequipe von Rio, die Briten um Carl Hester und nicht zuletzt Klaus Balkehols Tochter Anabel sind die besten Beispiele.

Anabel Balkenhol und ihr Paradepferd Dablino waren auch Teil des Programms anlässlich der Jubiläumsfeier. 16 Jahre ist der statiöse Hannoveraner nun alt und dabei in der Form seines Lebens – das beste Beispiel, dass die pferdegerechte klassische Ausbildung die vierbeinigen Athleten lange psychisch und physisch gesund erhält. Den langen Weg dorthin demonstrierten Klaus Balkenhol und seine Schüler mit Pferden verschiedener Altersstufen vom gerade angerittenen Dreijährigen bis eben zum Grand Prix-Sieger Dablino. Während der Vorführungen war Zeit für Fragen und Diskussionen, in die der Reitmeister auch immer wieder die Schweizer Olympiasiegerin Christine Stückelberger einbezog, die eigens den langen Weg auf sich genommen hatte und sich rege beteiligte. Die Zeit verging wie im Fluge.

Xenophon-Jubiläumsfeier: Gemütliches Beisammensein und spannende Vorträge!

Ruckzuck war es dunkel und somit langsam Zeit, die Örtlichkeiten zu wechseln. Von der wunderbaren Anlage der Familie Balkenhol, die ihre Gäste mit so viel Herzlichkeit willkommen geheißen hatte, ging es zum „hippologischen Dinner“ in den Landgasthof Zur Diestermühle. Drin war, was drauf stand: Eine gelungene Komposition aus gemütlichem Beisammensein und lehrreichen Vorträgen rund um das Thema Xenophon bzw. pferdegerechte Ausbildung. Den Anfang machte Dr. Klaus Widdra, der als Experte für die historische Figur Xenophons gilt und dessen Schriften kennt wie kein Zweiter.

Nach der Hauptspeise war St.GEORG Chefredakteur Jan Tönjes an der Reihe. Sein Thema: Bitte kein Schwarz-Weiß- und Schubladendenken! Was Klaus Balkenhol am Nachmittag in seinen Ausführungen zur Ausbildung bereits gestreift hatte, wurde hier noch einmal vertieft. Vor der Senkrechten ist nicht immer gut und dahinter nicht immer schlecht. Man muss das Gesamtbild betrachten. Und apropos Bild – auch die z.B. auf Social Media Plattformen ja sehr beliebten Hetzattacken gegen Reiter, deren Pferde das Idealbild nicht zu 100 Prozent erfüllen, nahm Tönjes unter anderem aufs Korn. Sein Vortrag stieß auf große Begeisterung und erhielt viel Applaus.

Zu Beginn der Feierlichkeiten hatten die Anwesenden mit einer Schweigeminute zwei ganz Großen der Reiterei gedacht: Paul Stecken und Kurd Albrecht von Ziegner. Beide Xenophon-Freunde verstarben Jahr im gesegneten Alter von 100 bzw. 98 Jahren. Der große Paul Stecken war es auch, der den Abend abschloss. Sein Freund und Schüler Uwe Spenlen, Mitglied des Xenophon-Ehrenrates, zeigte noch einmal das letzte Interview mit dem großen Ausbilder, dem wir unter anderem Reiter wie Dr. Reiner Klimke und dessen Tochter Ingrid verdanken. Gegen Mitternacht endete dieser Tag, der bei allen Anwesenden bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

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