Trotz zahlreicher Terminen und Veranstaltungen im Raum Dillenburg, Marburg, Wetzlar bzw. im angrenzenden Siegerland fanden sich Ende Oktober zahlreiche Pferdesportbegeisterte im Hessischen Haiger zum Xenophon-Kaminabend ein. Die Xenophon-Regionalvertreter für Bayern und Baden-Württemberg Michael Rohrmann und Xenophon-Regionalbeauftragte für Hessen Marianne Kähler hatten zum Thema „Die Geschichte und Entwicklung der Ausbildung von Reiter und Pferd – von den „Kikkuli Texten“ über den großen Reitmeister Xenophon bis zur Neuzeit“ eingeladen. Natürlich durfte beim letzten Punkt auch die Diskussion über die Hyperflexion sowie die LDR-Methode nicht fehlen. Abgerundet wurde der Abend durch einen Vortrag von der internationalen Richterin und Trägerin des Goldenen Reitabzeichens, Angelika Frömming.

Marianne Kähler erläuterte den Teilnehmern zunächst die Philosophie des Vereins und informierte über erfolgreiche Meilensteine seit der Gründung von Xenophon 2006. „Wir haben den Gedanken einer pferdegerechten Aus- und Weiterbildung in den vergangenen Jahren auch über die Grenzen des Reitsports verankert“, ordnet Kähler ein. „Allerdings zeigen die jüngsten Ereignisse auch, dass gerade Themen wie Low Deep Round (LDR) noch immer die Agenda beherrschen.“ Um hier schlagkräftig in der Öffentlichkeit, aber auch gegenüber den Offiziellen, auftreten zu können und den Gedanken des Vereins noch stärker zu verbreiten, benötigt es immer wieder neue Unterstützer und Gleichgesinnte für den Verein. Sowohl Michael Rohrmann als auch Marianne Kähler betonten dabei, dass eben nur eine große, schlagkräftige Gruppe bei Entscheidungen und Beschlüssen ein entsprechendes Schwergewicht erwirken könne. Jedes neue Mitglied wirkt so bei der Arbeit von Xenophon als Multiplikator, um die Inhalte und Grundsätze der klassischen Lehre weiteren Pferdeinteressierten nahe zu bringen und in den Köpfen zu verankern.

Nach dieser Einführung diskutierten die Anwesenden gemeinsam mit Angelika Frömming die Entwicklungen der klassischen Reitausbildung mit allen Neuerungen und Rückschlägen. Das Gerüst bildete dabei ihr Buch „Bilder und Fakten zur Entwicklung der Ausbildung von Reiter und Pferd im Dressur- und Springreiten“ (ISBN 978-3-88542-752-0). Gespannt lauschten die Zuhörer dabei zunächst Frömmings Ausführungen zu den Kikkuli-Texten (1.400-1.250 vor Chr.): Bereits hier sind das Intervalltraining, die Fütterungslehre sowie Hinweise zur Gesunderhaltung des Pferdes vermerkt.

Immer wieder schlug Angelika Frömming bei ihren Ausführungen die Brücke zur Praxis, wobei sie ihre jahrelange Erfahrung als Reiterin, Richterin und Ausbilderin mit einfließen ließ. Darüber hinaus animierte sie die Zuhörer immer wieder zum Meinungsaustausch über einzelne, aktuelle Themen. Dabei ging Frömming auch auf konkrete Fragestellungen der Teilnehmer ein und zeigte mögliche Wege zur Verbesserung auf. Ihr Credo: Trainer und Reiter sollten nicht immer nur kritisieren, sondern vielmehr bei Problemen konstruktiv Kritik üben, um dann nach möglichen Lösungen im Sinne der klassischen Ausbildung zu suchen. Die Zusammenfassung der Teilnehmer: Scheinbar wiederholen sich Irrwege in der Ausbildung im Reitsport immer wieder. So ist auch die Reiterei kontinuierlich Modeerscheinungen ausgesetzt, wobei sie sich dem jeweiligen Zeitgeist anpasst.

Abgerundet wurde der Kaminabend mit einem praktischen Training am darauffolgenden Tag. Dabei kamen die Reiter und Pferde unterschiedlichen Alters, Ausbildungsstufen und Pferderassen in den Genuss, das am Vortag gehörte Wissen gleich in die Tat umsetzen zu können. Angelika Frömming leitete die Teilnehmer im Sinne der klassischen Lehre und unter Berücksichtigung der in den Richtlinien definierten Prinzipien an. Ergänzt wurde die Einheit durch Michael Rohrmann: Er arbeitete mit den Reitern – im Sinne der Bewegungslehre – am Sitz, der Hilfengebung und der daraus entstehenden Harmonie zwischen Ross und Reiter. Dabei wurden die Reiter immer wieder positiv von beiden Ausbildern angeleitete, um Reiter und Pferde als Paare in Harmonie zusammen zu führen. Außerdem erhielten die Teilnehmer wertvolle Tipps für die Arbeit mit dem eigenen Trainer zu Hause.

Alle waren sich in ihrem Fazit schnell einig: Wiederholung unbedingt erwünscht. Und so erklärte sich Angelika Frömming noch am selben Abend bereit, auch im nächsten Jahr – dem Jubiläumsjahr von Xenophon e.V. – wieder gemeinsam mit Michael Rohrmann und Marianne Kähler ein solches Seminar zu veranstalten. Wir informieren natürlich, sobald konkrete Informationen vorliegen!